Räumboot R 222

54° 40,330 N und 010° 07,790 E

Ein Tauchgang an R 222 ist eine gute Gelegenheit um einem gefallenen Krieger seine letzte Ehre zu erweisen.

Dem kleinen Räumboot R 222, welches auf der Burmester Werft in Bremen Burg auf Kiel gelegt wurde, war nur eine sehr kurze Lebenszeit von knapp 4 Monaten beschert. Es wurde am 13.10.1943 in Wilhelmshaven, ohne Feierlichkeiten, denn die Zeit des Feierns war schon lange vorbei, bei der erst 1942 aufgestellten 10. Räumbootsflottille, unter KptLt. Nau,  in Dienst gestellt. Auf den Planken dieser Schiffe wurden viele junge Männer erst zu richtigen Männern.
Doch leider schon am 21.02.1944, um die Mittagszeit, wurde das Boot, welches auf den Weg nach Kappeln war, durch einen Minentreffer, kurz vor Schleimünde so schwer beschädigt, das es innerhalb sehr kurzer Zeit verloren ging.
Nach unseren Informationen kamen durch diesen Minentreffer 13 Mann der Besatzung direkt ums Leben, weitere 6 starben an Unterkühlung in der kalten Ostsee, der Rest von 17 Mann konnte sich mit Hilfe der unzerstörten Rettungsmittel an Land retten.
Geplant und konstruiert war R 222 als Minenräumer. Es konnte aber auch zum Minen legen eingesetzt werden. Die Kapazität war allerdings hierbei auf 12 Ankertau-/ Grundminen begrenzt.

Die Boote waren Glattdecker  und in einer Kompositbauweise hergestellt, d.h. es war in einer besonderen Bauweise, die eine möglichst hohe Festigkeit ergeben sollte, gebaut. Die Quer- und Längsspanten waren aus Stahl und aus Aluminium, die Beplankung bestand meist aus Edelholz.
Das Holz wurde in einer Doppeldiagonalkraweel Beplankung auf die Quer- und Längsspanten mit Segeltuch als Zwischenlagen aufgebracht.
Diese Bauweise ergab eine zur damaligen Zeit relativ hohe Festigkeit, die es dem Boot ermöglichte, auch Minendetonationen in der Nähe des Bootes zu überstehen.
Der Rumpf war durch sieben wasserdichte Querschotten in acht Abteilungen unterteilt. Das Ruderhaus war gepanzert, darauf aufgesetzt war ein offener Steuerstand.

Diese Bauweise war allerdings nicht stark genug um direkte Minentreffer zu überstehen, was der Untergang des Bootes beweist. Angetrieben wurde das Boot durch zwei MWM 4 Takt Diesel vom Typ S 143 Su.
Diese Maschinen hatten je 6 Zylinder, 24,9 Ltr. Gesamthubraum und wurden durch je einen mechanisch angetriebenen Kompressor aufgeladen, so daß sie eine Leistung von zusammen ca. 1500 -1800 PS bei 900 Umdrehungen entwickelten. Als reine Saugdiesel entwickelten diese Motoren zusammen nur ca. 670 KW / 900 PS bei 600 Undrehungen.
Mit diesen Motoren konnte das Boot, bei einer Geschwindigkeit von 15 kn und einem Kraftstoffvorrat von ca. 11  t, sowie einem durchschnittlichen Verbrauch von ca. 150 l pro Stunde, eine Fahrstrecke von knapp 1100 nm laufen. Die Höchstfahrt, die erreicht werden konnte, lag bei 21,0 kn. Als Hilfsdiesel für die Bordstromversorgung war auf den meisten Booten dieses Typs ein Hanomag oder ein Deutz Dieselmotor mit 30 PS eingebaut.
Die Stromerzeugung für das  Räumgeschirr wurde auf R 222 mit einem luftgekühlten Deutz-Diesel-Aggregat sichergestellt. Dieses war in einem Gehäuse an Oberdeck installiert.

Das Boot hatte eine Wasserverdrängung von ca. 140 t, Es maß zwischen den Loten  knapp 40,0 m, war 5,72 m breit und hatte einen Konstruktionstiefgang je nach Ausrüstung zwischen 1,40 – 1,60 m. Bewaffnet war es mit einem 3,7cm Flakgeschütz. Je nach Ausführung konnte dieser Bootstyp noch weitere 3 – 6 2cm Flakgeschütze vom Typ 38 L/65 C in Einzel bzw. Doppellafetten tragen. Ein SDG  (Scherdrachengerät) für 9-13kn Räumfahrt, 3-16m Räumtiefe, 170-230m Räumbreite oder ein SSG (Schleppspulgerät) oder ein GBT (akustisches Räumgerät) gehörten auch zur Räumausrüstung.

Das Wrack heute

Das Wrack liegt, mit ca. 3,2 nm Abstand von der Küste, etwas nördlich des heutigen Sperrgebietes Schönhagen, auf ca. 20 m Wassertiefe. Das Wrack ist in der letzten Zeit sehr zerfallen. Das liegt zum einen daran, dass große Tauchkutter an dem Wrack festmachen und nicht immer die stabilsten Punkte für die Festmacherleine nehmen, so dass immer mehr Teile aus Wrack herausgerissen werden. Das Wrack ragt an vielen Stellen nicht mehr als 2 m aus dem Grund heraus.
Das Heck stand vor einiger Zeit noch aufrecht, heute ist es komplett zusammengebrochen.
Der Bug fehlt vollständig, was auf Grund der Kollision mit einer Mine nicht ganz verwunderlich ist.
Im Mittelteil, dort wo sich der Motorenraum befand, liegen viele Maschinenteile umher. Einzelne Spanten zeigen an, wo sich die Bordwand befunden haben muss. Von den Aufbauten ist leider nicht mehr viel vorhanden.
Der Bewuchs an diesem Wrack hat in der letzten Zeit wieder zugenommen. Es haben sich wieder viele Seenelken, Miesmuscheln und Seesterne am Wrack niedergelassen.

Achtung!

R 222 ist ein Wrack aus dem letzten Weltkrieg. Da man sich zu dieser Zeit schon nicht mehr nur mit Steinen beworfen hat, ist mit Munition oder Teilen davon, die trotz der langen Zeit unter Wasser, oder gerade deshalb, ziemlich unberechenbar und daher sehr gefährlich sind, zurechnen.

Also Vorsicht bei dem was man anfasst!

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Falls jemand etwas mehr über dieses Wrack weiß und nähere Angaben über dieses Wrack machen kann und möchte, oder vielleicht Fotos hätte, dann wären wir sehr dankbar, wenn er sein Wissen bzw. seine Fotos z.B. per E-Mail mit uns teilen würde.

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