M 403

56° 34,800’N und 011° 47,200’E

M 403
Ein Tauchgang an M 403 ist eine gute Gelegenheit um einem gefallenen Krieger seine letzte Ehre zu erweisen.

Plakat der Propanganda Aktion „Kohlenklau“

„Minensuchboote oder M-Boote genannt, sind torpedobootsähnliche Fahrzeuge mit nur einem Schornstein. Da diese Boote auch bei hohem Seegang ihren gefährlichen Minensuch- und Minenräumarbeiten nachzugehen haben, müssen sie besonders seetüchtig sein, was durch die Bauart, hohes Vorschiff und flaches, breites Heck, erreicht wird. Der Verwendungszweck der M-Boote ist, die von feindlichen Minenträgern geworfenen Minen und Minensperren zu suchen und wegzuräumen, um somit die kriegswichtigen Fahrstraßen auf See und die Ein- und Auslaufwege der eigenen Häfen und Stützpunkte für Kriegs- und Handelsschiffe freizuhalten.“ (Aus „Unsere Kriegsschiffe“ von 1941) Von den während des Ersten Weltkriegs gebauten 130 Minensuchbooten des 450 t-Typs 1916 gingen 34 Stück an die Reichsmarine über. Mitte der 30 er Jahre begannen dann die Planungsarbeiten an den neuen Booten des Typs 35. Bis 1942 wurden 69 der neuen Boote gebaut, was für den gestiegenen Bedarf nicht einmal annähernd ausreichte, weshalb man auch zu diesem Zeitpunkt noch auf die alten Boote des Typs 1916 zurückgriff. Man entwickelte diese weiter und daraus entstand der Typ 40. Im Marinejargon wurden diese Boote auch „Kohlenklau“ genannt.
Zu diesem Spitznamen kamen die  M 40 Boote , da als Treibstoff wieder Kohlen statt knappen Öl eingesetzt wurde.
Gerade zum dem Zeitpunkt des zulaufens der ersten Boote in die einzelnen Flottillen wurde von der Reichsregierung die Propanganda Aktion „Kohlenklau“ ins Leben gerufen. Während also die Bevölkerung Kohlen sparen mußte, verbrauchten die neuen Minensucher wieder Kohlen.

Der Krieg hatte schon vor einiger Zeit begonnen und die Industrie der besetzten Länder wurde schnell umgerüstet um Nachschub zu produzieren um die deutsche Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten. So kam es, daß das M 403 während des Krieges von der niederländischen Werft Rotterdamsche Droogdok unere der Baunummer RDM 231 in den Jahren 1942/1943 gebaut wurde.

M 403

M 403 fuhr viele verschiedene Einsätze, doch kam das Ende im kurzen Leben von M 403 schon im April 1945.

M 403

M 403

In den frühen Morgenstunden des 18.April.1945, es war ein Mittwoch, stößt M403 zu den vor Anker liegenden deutschen U-Booten (U 251 – U 2502 – U 2335).
Da an diesem Tag der Nebel auf dem Ankerplatz „Charlie“ immer dicker wurde, beschloß man vor Anker liegen zu bleiben und abzuwarten bis der Nebel sich ein wenig lichtet.
Gegen 12:45 Uhr war es dann soweit, die Sicht wuchs auf ca. 2nm an. Man lichtete die Anker. M 403 ging als Führungsboot des Geleits an die Spitze. Alle anderen folgten in Kiellinie.
Die Marschgeschwindigkeit betrug nur 8 kn, da ein technischer Defekt an der Wellenanlage auf U 2335 keine höheren Fahrstufen erlaubte.
Um 15:42 erreichte das Geleit den Ankerplatz „Echo“, wo genau zu diesem Zeitpunkt am Westrand des Ankerplatzes eine Mine explodierte.
Man beschloß hier um 16:15 Uhr vor Anker zu gehen um die Lager von U 2335 abkühlen zu lassen.

Am nächsten Morgen, es war Donnerstag der 19.04.1945, wurden um 08 : 00 Uhr die Anker gelichtet und man nahm die gleiche Formation wie am Vortag ein. Nur marschierte jetzt U 2335 direkt im Flakschutz von M 403 gefolgt von U 2502. Am Schluß fuhr U 251. Der Generalkurs war 350°.
Zur Sicherheit fuhr das Geleit Zickzack Kurse.

Gegen 16:23 Uhr tauchten am Himmel Flugzeuge auf, erst nur zwei Flugzeuge, doch schon nach kurzer Zeit wuchs die Zahl auf über 30 Flugzeuge an.
Wie sich nachher herausstellte, waren es Flugzeuge der 143. , 235 und 248 Squadron der RAF und Flugzeuge der 333. exilnorwegischen Squadron.

Alle Fahrzeuge des Geleits schossen aus allen Rohren, was die Rohre hergaben. Doch die Übermacht war zu groß. Die Besatzungen auf den meisten deutschen Marinefahrzeugen bestanden zum Ende des Krieges nur noch aus schlecht bzw. gar nicht ausgebildeten Soldaten , die im Kampf am Feind nicht genügend Erfahrung und Routine hatten.

Foto aus einem der angreifenden Flugzeuge

Angriff auf M 403 Foto aus einem der angreifenden Flugzeuge

M 403 wurde von vielen 2 cm Geschoßgarben und Raketengeschossen getroffen. Zwei Raketengeschosse schlugen unterhalb der Wasserlinie auf
Stb. – Seite ein und besiegelten damit den unaufhaltsamen Untergang von M403.

Die Besatzung versuchte noch durch Leckabwehrmaßnahmen den Untergang des Schiffes zu verhindern, doch es hatte zu viele Verletzte und Tote gegeben, so daß die Maßnahmen nicht mehr schnell und effektiv genug durchgeführt werden konnten.
Später eingesetzte deutsche Seenotflugzeuge fanden an den Untergangsstellen von M 403 und U 251 nur noch treibende Trümmer, Wrackteile und viele tote Seeleute vor.

Das Wrack heute:

M 403

M 403 mit hoher Fahrtstufe

M 403 erscheint auf dem Echolot als riesiges, fast 7 m hohes Echo. Die Wassertiefe, in der das Wrack seine letzte Ruhe gefunden hat, beträgt an der tiefsten Stelle fast 37 m oder ca. 20,5 Faden. 
Das Wrack ist ziemlich genau 65 m lang und ca. 9 m breit und liegt leider auf der Stb Seite. Deshalb kann man dummerweise die Einschußlöcher, die zum Untergang des Schiffes geführt haben, nicht erkennen.
M 403 war zum Zeitpunkt des Untergangs nur knapp 3 Jahre alt.

M 403 gehörte zur 25. Minensuchflottille die am 01.12.1942 mit den Besatzungen der 17.Minensuchflottile aufgestellt wurde. Während des Krieges war sie dem „Admiral Norwegische Küste“ unterstellt. Erst 1947 wurde diese Flottille durch die alliierten Streitkräfte aufgelöst.
Das Operationsgebiet bzw. die Operationsaufgaben der 25.Minensuchflottille waren 1943 – 44 der Minensuch- und Geleitdienst in der Nordsee und in Norwegen.

Von 1944 – 45 verlegte man in den östliche Ostsee. Mit Zurücknahme der Ostfront wurde Geleitdienst in der gesamten Ostsee gefahren.

Stellt man sich die Geschichte von M 403 während des Tauchgangs vor, so bekommt man schon den bedrohlichen Eindruck, den das Wrack auch heute noch ausübt, zu spüren. Von fast allen Flakwaffen sind die Rohre auch heute noch drohend, vom letzten Kampf, in den Himmel gerichtet.
An einigen Geschützen lassen sich, nach fast 61 Jahren unter Wasser, noch Handräder bewegen.

Aufgrund der rel. großen Tiefe ist es mit dem Tageslicht nicht mehr weit her, so daß Lampen unbedingt zu empfehlen sind.

Leider sind, aufgrund der seitlichen Lage des Wracks, die Aufbauten zum Teil eingesunken, trotzdem kann man noch viele Sachen wie. z.B. Entfernungsmeßgerät, Rohrleitungen, Antennen, Kabel usw. erkennen.
Da M 403 eines der wenigen Typ 40 Minensuchboote war, welches noch mit Kohlefeuerung ausgerüstet war, findet man noch sehr viel Kohle in den Kohlebunkern auf der Bb. – Seite.
Achtern, am Heck, sind die zwei dreiflügeligen Propeller, gut zuerkennen. Sie bilden zusammen mit der Ruderanlage ein schönes Fotomotiv.
Allerdings sind die Propeller nicht mehr zu gebrauchen. Durch die lange Zeit unter Wasser ist es möglich mit dem Tauchermesser ein Loch in die Propeller zu bohren. Die Materialqualität war wohl, in diesen vergangenen Zeiten, nicht die beste.

Der Bewuchs ist als Kattegatt typisch zu bezeichnen.
Auf Grund der Lage des Wracks, im mittleren Kattegatt, trifft man auch Tiere an, die sonst nur in der Nordsee zu finden sind.
Durch die Größe des Wracks und der großen Tiefe sind unbedingt mehrere Tauchgänge zu empfehlen.

Tech.Daten Minensuchboot Typ 40

– Wasserverdrängung: 775 t maximal, 637 t Standard

– Länge: 62,3 m

– Breite: 8,9 m

– Tiefgang: 2,82 m

– Antrieb: Zwei Dreizylinder-Dreifach-Expansionsdampfmaschinen mit zugeschalteten Bauer-Wach-Abdampfturbinen, zwei kohlebefeuerte Marinekessel System Schulz. 

– Leistung: 2.615 PS auf zwei Wellen

– Höchstgeschwindigkeit: 17,2 kn

– Fahrbereich: 4.000 sm bei 10 kn, 1.200 sm bei 17 kn

– Bewaffnung: Eine 10,5-cm-SK L/45 auf einer Utof-Lafette, zwei 2-cm-MG C/30 später verstärkt durch eine 3,7-cm-SK C/30

Die 10,5 cm Kanone war eine SK= Schnelladekanone, die auf einer Unterseeboots- Torpedoboots-Flak-Lafette montiert wurde. Die Utof-Lafetten mußten besondere Bedingungen erfüllen. Sie waren eine Kombination aus „Flak-Geschütz-Lafette“. Sie mußten beweglich sein wie die Lafette einer Flak, was Höhen- und Seiten-Richtmöglichkeiten betraf, sie mußten aber auch über die Zielvorrichtung eines Geschützes verfügen, da sie auch zum Horizontalschießen verwendet wurden. Zudem waren sie zum Teil strömungsangepaßt und die Zieloptik mußte abnehmbar sein.
Die Bezeichnung L/45 bestimmt die Länge des Geschützlaufes in Abhängigkeit zum Kaliber.

2-cm-MG C/30 .

Dieses war eine Waffe, die im Jahr 1930 entwickelt wurde. Das „C“ ist das Kürzel für Entwicklungsjahr.
Ab 1935 wurde die 2-cm-Flak C/30 auf den Überwassereinheiten der Kriegsmarine eingeführt. Sie war in der Sockellafette C/30 eingebettet und mußte von Hand höhen- und seitengerichtet werden. Ein Schutzschild für diese Waffe wurde erst 1942 eingeführt.

Mündungsgeschwindigkeit 835 m/Sek.
Rohrlänge 1300 mm 
Elevation – 10° bis + 90 °
Kadenz (theor.) 120
Max. Schußweite 4800 m
Max Schußhöhe 3700 m
Patronengewicht 0,305 kg
Geschoßvorrat 2000 Schuß/Rohr

3,7 cm SK C/30

Rohrlänge 3,074 m
Elevation zwischen -9° und +85°
Kadenz bis zu 80 Schuß/Min/Geschütz
Maximale Schußweite 6.800 m
Maximale Schußhöhe 8.500 m
Gewicht der Patrone 2,1 kg
Geschoßvorrat 2000 Schuß/ Rohr

– Besatzung: 68 Mann

Copyright © 2002 bei Peter Klink / Alle Rechte vorbehalten

 Falls jemand etwas mehr über dieses Wrack weiß und nähere Angaben über dieses Wrack machen kann und möchte, oder vielleicht Fotos hätte, dann wären wir sehr dankbar, wenn er sein Wissen bzw. seine Fotos z.B. per E-Mail mit uns teilen würde. 

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