Der Erzfrachter Brage

54° 28,680 N und 010° 14,360 E

flagge

Bei diesem Wrack sind wir bisher davon ausgegangen, das es sich um die gleichnamige, in Norwegen gebaute Kanonenbatterie „Brage“ handelt. Leider ist uns dort ein Irrtum unterlaufen den wir nun berichtigen möchten.

Bei dem Wrack handelt es sich nicht um die Kanonenbatterie „Brage“ sondern um den am Samstag, den 05. Februar 1938, von den Nordseewerken Emden GmbH, mit Baunummer 186 an die Seereederei „Frigga“ abgelieferten Erzdampfer „Brage“. Das Schiff trug zur damaligen Zeit das  Unterscheidungssignal       D J V M.

brage

Der Stapellauf des Schiffes fand am Mittwoch, den  20.10.1937 im Rahmen einer kleinen Feier statt. Von 1938 bis 1940 fuhr das Schiff unter der Flagge des Dritten Reiches für  die „Frigga“ Seereederei Hamburg / Ballindamm 17.  Dieser Firmensitz wurde von den Besatzungen der einzelnen  Schiffe scherzhaft „MS Büro“ genannt .

Das Schiff war vermessen mit 5954 BRT, was einer Gesamttragfähigkeit von ca. 9300 tdw entspricht.  Die Länge betrug zwischen den Loten 131,5 m, die Breite betrug 17,90 m.  Die Seitenhöhe, gemessen vom Decksstrich bis zur Unterkante des Kiels betrug 10,65 m. Die Dienstgeschwindigkeit wurde bei 11,75 Kn erreicht.

3 Expansion Abdampfturbine.

3 Expansion Abdampfturbine.

Der Erzfrachter war mit zwei Zweifachexpansionsmaschinen mit nachgeschalteter Abdampfturbine ausgerüstet. Über ein Sammelgetriebe gaben die zwei Dampfmaschinen  ihre Kraft an den Propeller ab. Zusammen erzeugten die Maschinen eine Leistung von knapp 2300 PS. Die Dampfmaschinen wurden von der Fa. Rheinmetall  AG,  Werk Borsig, Berlin Tegel gebaut. Den Dampfmaschinen wurde eine Abdampfturbine, System Bauer-Wach, nachgeschaltet um den Wirkungsgrad der Anlage zu erhöhen. Das heißt, das der immer noch ein wenig unter Druck stehende Abdampf, bevor er im eigentlichen Kondensator wieder verflüssigt wurde, noch eine Niederdruck-Dampfturbine antrieb, die über das Sammelgetriebe zusätzlich auf die Propellerwelle wirkte und auch andere Hilfsaggregate antrieb.

Bauer_Wach_TurbineLeider ereilte das Schicksal, das erst zwei Jahre alte Schiff,  schon am Montag, den 06.05.1940 schneller als erwartet. Auf der Reise von Norwegen nach Kiel, lief die Brage auf eine von den alliierten Luftstreitkräften gelegte Seemine, und ging, mit seiner für das deutsche Reich  sehr wertvollen  schwedischen Erzladung in der Nähe des Feuerschiffs Kiel verloren.  Die gesamte Besatzung konnte abgeborgen werden. Es gab keine Toten  und  nur wenige Leichtverletzte.  Der heutige Liegeplatz des Wracks ist nicht auch gleich der Ort, wo das Schiff auf die Mine lief. Die Mine lag wahrscheinlich im Fahrwasser welches weiter östlich verlief. Als das Schiff getroffen wurde, ist es aus dem Ruder gelaufen und  trieb dann Richtung Bülk um dort sein nasses Grab zu finden.

Da die Erzladung von knapp 9000 t für die Rüstungsindustrie, bei den überaus knappen Ressourcen von existentieller Bedeutung war, wurde sie noch während des Krieges zum großen Teil geborgen, wobei auch die aus dem Wasser heraus ragenden Aufbauten von Brücke, Schornstein usw. gleich mit geborgen und als Schrott eingeschmolzen wurden.

Brage-aTeile des  Wracks der „Brage“   liegen heute noch immer am ehemaligen Untergangsort. Dieser liegt unmittelbar am südlichen Rand des heutigen Sicherheitsgebietes der Kabeltrasse zum Kieler Leuchtturm. Der Leuchtturm peilt in  36° und in einer Entfernung von 2,21nm, der Leuchtturm Bülk peilt in 237° und 1,60 nm. Die südl. Kabeltonne peilt in 301° und 0,52 nm Abstand.

Über einen seltsamen Ton, der die ganze Zeit über dem Tauchplatz liegt, sollte man sich nicht wundern, denn das ist nur die Tonne 1 der Kieler Förde, die als Heultonne ausgelegt ist.

Kapitän-Alfred-Wolkowski-und-Taucher-Hans-VoßIn den Nachkriegsjahren begannen die Schrottfischer unter Aufsicht der Alliierten, die Eigentümer des Kriegschrotts waren, mit ihrer schweren Arbeit. Die Engländer vergaben  in Schleswig Holstein die Aufträge zur Schrottbergung an das damalige Wasser- und Schifffahrtsamt Kiel, welches die Aufträge dann  seinerseits an die einzelnen Unternehmen weiterleitete. Das Wrack der „Brage“ wurde  auch unter anderem durch ein kleines, in Laboe ansässiges Unternehmen, welches von Herrn Alfred Wolkowski geführt wurde,  zum großen Teil abgewrackt. Dazu wurde das Bergungsschiff  „Mulli“ WK 60 eingesetzt, sowie der Helmtaucher Hans Boy Voß, aus Laboe. Scheidbrenner und viel Sprengstoff, der aus alten, geborgenen Torpedos gewonnen wurde, taten ihr übriges.

Taucher-Hans-Voss

Taucher Hans Voss

Der Helmtaucher Hans Voß befestigte am  Wrack den Sprengstoff an den vorgesehenen Stellen und dieser wurde dann aus sicherer Entfernung vom Bergeschiff  „Mulli“ aus elektrisch gezündet. Das Wrack wurde in Stücke gerissen und diese Stücke dann mit Winden und speziellen Zagen an Bord gehievt.  Dieser Schrott wurde in Laboe auf eine 800t Schute oder an die Nordmole in Kiel gebracht, dort gelöscht und dann in ca. 50×150 cm große Stücke gebrannt. Diese rel. handlichen Stücke  wurden wieder verladen und z.B. durch die Fa. Eisen und Metall  KG / Hamburg aufgekauft und nach England verschifft  um dort verhüttet zu werden.  Es wurden Preise von um die 100,–Mark pro Tonne erzielt.

Der Bubblewatcher-Tauchservice konnte sich auch mit Herrn Alfred Wolkowski in Verbindung setzen und dieser machte und bestätigte die oben gemachten Angaben.

Das Wrack heute:

Die Wassertiefe an dem Wrack beträgt ungefähr 19 m, die höchsten Teile der Wrackreste selbst stechen nur noch ca. 4 m aus dem Grund hervor. Auf ca. 40m Länge stehen noch Teile der beiden Bordwände. Bug und Heck sind heute leider nicht mehr vorhanden. Genauso verhält es sich mit den Maschinen, Decks bzw. Aufbauten oder Innenräumen.

Zwischen den Wänden, also im inneren Teil, stehen noch die großen, und im Gegenlicht der Sonne bedrohlich wirkenden Spanten und Teile von den ehemaligen Querschotten. Im Umfeld dieser Wrackteile liegen eine Menge Trümmer bzw. Schrott. Auch ein paar kleine Haufen mit Eisenerz sind auch heute noch dort zu finden

Bergeschiff-Mulli

Bergeschiff Mulli

Ein Wrackuntersuchungsbericht, der vom BSH anfertigt wurde, hat folgendes zum Inhalt.

05.09.1986 wurden die aus dem Grunde ragenden Wrackteile mit dem Side Scan Sonar eingemessen und  mit Bojen, die nach der Messung wieder eingezogen wurden, gekennzeichnet. Zur Kontrolle der erhaltenen Meßergebnisse wurden die Wrackteile von Tauchern untersucht. Die Bb. Bordwand ragt noch auf einer Länge von ca. 42m und die Stb.Bordwand auf einer Länge von ca. 30m bis zu 4m aus dem schlickigen Grund. In westl. Richtung ,von der Bb.Bordwand, liegen mehere Wrackteile auf einer Fläche von ca. 5x10m verteilt. Im inneren Teil der Bordwände stehen noch die Querschotten und Spanten, die ebenfalls bis zu 4m aus dem Grunde ragen. Das Ganze hat eine Schlagseite von ca. 20°. Teile von Steven oder Heck konnten nicht mehr ausgemacht werden. Die Materialstärke der Aussenhaut beträgt  noch ca. 12mm. Alle aus dem Grunde ragenden Wrackteile sind stark bewachsen. Am 09.09.1986 wurde das Wrack nochmals mit dem Side-Scan-Sonar, Modell 260 Image Correcting der Fa. EGxG Environmental Equipment, welches zur Erprobung an Bord war, mehrmals überlaufen.

 

Zwei- oder Dreifachexpansionsmaschine heißt in etwa soviel: 

Die z.B. drei einzelnen Zylinder haben eine unterschiedliche große Bohrung. Der erste Zylinder hat eine kleinere Bohrung als der zweite Zylinder, und dieser wiederum eine kleiner als der dritte Zylinder
Der Dampf strömt unter rel. hohem Druck in den ersten Zylinder und entspannt sich bei der Abwärtsbewegung des Kolbens entsprechend. Wenn er dort seine Arbeit erledigt hat, strömt er in den zweiten Zylinder, entspannt sich dort auch wieder bei der Abwärtsbewegung des Zweiten Kolbens. Der Dampfdruck sinkt, aber aufgrund der größeren Bohrung und den damit verbundenen größeren Kolbenboden leistet er dort die selbe Arbeit wie im ersten Zylinder. ( p = F/A). Hat sich der Dampf im zweiten Zylinder entspannt strömt er in den dritten Zylinder und leistet auch dort noch nach gleichen Formel seine restliche Arbeit. Erst dann ist der Dampf soweit entspannt und abgekühlt das weiter in den Kondensator geleitet werden kann.

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3 fach Expansionsdampfmaschine

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Falls jemand etwas mehr über dieses Wrack weiß und nähere Angaben über dieses Wrack machen kann und möchte, oder vielleicht Fotos hätte, dann wären wir sehr dankbar, wenn er sein Wissen bzw. seine Fotos z.B. per E-Mail mit uns teilen würde.

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