Erik

54° 52,250’N und 010° 05,000’E

Am Anfang des 20 Jahrhunderts wurden fast alle Waren, die in der Ostsee den Seeweg zu den einzelnen, kleinen Häfen nahmen, mit Frachtseglern, die zum Teil noch aus Holz, aber auch schon aus Stahl gebaut waren und die im Schnitt eine Länge von 20 – 35 m aufwiesen, transportiert.
Auch der „Erik“ war so ein Fahrzeug. Er wurde 1906 in Marstal als Motorgaleasse mit 41 BRT aus Stahl gebaut. Sein letzter Heimathafen war Egernsund in Dänemark.

Auf seiner letzten Reise, die am 04.05.1933 endetet, hatte er Kohle transportiert, Reste davon befinden sich noch immer im heute stark versandeten Laderaum.

In einer ersten Anhörung über dieses Unglück, die am Samstag, den 13.05.1933 in Gråsten / DK stattfand, stellte man folgenden Sachverhalt fest.

Am Mittwoch, den 03.05.1933 lief die Motorgaleasse „Erik“ aus Egernsund in DK aus um die Ladung Kohle aus einem am Pøl Rev gestrandeten Schiffes zu bergen. Den ganzen Tag über war das Wetter sehr ruhig, klare Sicht und die Sonne lugte des öfteren hervor. In den Abendstunden des 03. 05. 1933 wurde es allerdings zunehmend nebelig. Ein Vorbote des bald aufkommenden Windes.

Die Arbeit ging gut voran, so das sie gegen 24 Uhr so gut wie fertig war. Kurz danach ging man Anker auf und wollte zurück nach Sønderborg  fahren um dort die Ladung am nächsten Tag zu löschen. Man hatte sehr viel Kohle geborgen, der Laderaum war zum bersten gefüllt und auch jeder freie Platz an Deck wurde zum Transport der Kohle ausgenutzt.  Der zulässige Tiefgang und somit auch die Lademarken waren bei weitem überschritten. Aufgrund der kurzen Reise, von nur knapp 12nm, vom Pøls Rev nachSønderborg /Ålsen / DK unterließ es die Besatzung die Ladeluke ordentlich zu verschalken (-verschalken- engl. batting down, Bezeichnung für das Abdichten von Schiffsluken, z. B. durch Lukenkeile), was sich einige Stunden später als sehr leichtsinnig herausstellen sollte. Gegen Mitternacht kam Wind, der schnell bis auf Sturmstärke zunahm, aus südöstlichen Richtungen auf. Auf Grund der überschweren Ladung und der rel. schwachen Maschine war es Erik nicht mehr möglich in Richtung Sønderborg zu fahren. Am Donnerstag, den 04.05.1933 gegen 03:30 Uhr ankerte man erneut, man versuchte den Sturm abzuwettern,  aber dabei kam das Schiff quer zur See und schaukelte sich derart auf, das Wasser in großen Mengen sich über das tiefliegende Oberdeck ergoß und in die offene, große Ladeluke lief. Man versuchte sofort das Wasser wieder nach Aussenbords zu lenzen, aber man kam nicht gegen die Menge Wasser an, die ins Boot strömte. Das Boot sackte immer tiefer und bekam immer mehr Schlagseite. Als die Besatzung von 2 Mann sah, das das Schiff nicht mehr zu halten war, machte man das Rettungsboot klar und stieg, kurz bevor Erik seine letzte Reise antrat, in dieses über. Die Besatzung konnte sich an Land retten.

Am Montag, den 13.11.1933 wurde der Kapitän durch das Schifffahrtsgericht Lundtofte und Nybøl, auf der Grundlage des § 26 des dän. Schifffahrtsgesetzes zu einer Geldstrafe von 150 DKr. verurteilt.

Der § 26 besagt, das die Luken eines Schiffes geschlossen sein müssen bevor die Fahrt beginnt. Dieses Versäumnis des Kapitäns war unfallursächlich für dieses Unglück.

Die Motorgaleasse „Erik“ wurde am Donnerstag,  den 18.05.1933  für immer aus dem Seeschiffsregister  gestrichen.

Das Wrack heute:

Das Wrack vom „Erik“ steht auf ebenen Kiel in ca. 22 m Wassertiefe. Seine höchste Stelle ragt allerdings nur noch 2,5 m – 3 m über dem Meeresgrund auf.

erik

Erik

Das Wrack ist in soweit verfallen, dass seine Aufbauten völlig fehlen.
Der ca. 20 – 25 m lange Rumpf, aus Stahl, ist jedoch noch in einem überraschend guten Zustand. Es ist sehr schön mit riesigen Seenelken überwachsen. Im letzten Jahr hat sich auch eine Kolonie Miesmuscheln am Wrack niedergelassen. Seesterne aller Größen gibt es zu tausenden am Wrack.

Der Rumpf beinhaltet außerdem noch viele kleine Sachen, die zum damaligen Leben und Arbeiten der Seefahrer gehörten.
Man findet noch einige kleine Poller, Püttinge oder auch Klampen, durch die die Tampen geführt wurden. Im vorderen Bereich steht sogar noch ein kleines Spill. Wahrscheinlich wurde es zum hieven des Ankers verwendet.
Der Anker allerdings selbst fehlt, entweder es hat ihn jemand geborgen, oder er ist vielleicht verloren gegangen, bei dem Versuch das Schiff vor dem drohenden Untergang zu retten.
Das Ruder ist mittlerweile abgefallen und liegt am Heck auf der Bb.-Seite.

Auf Grund der Nähe zum Land und der rel. taucherfreundlichen Tiefe, ist der „Erik“ ein Wrack, was man als „anfängertauglich“ bezeichnen kann.
Das Wrack selbst zählt nicht zu den aufregendsten in dieser Region, aber man kann dort auf jeden Fall einen schönen „relaxten“ Ostseetauchgang erleben.

Copyright © 2002 bei Peter Klink / Alle Rechte vorbehalten

Falls jemand etwas mehr über dieses Wrack weiß und nähere Angaben über dieses Wrack machen kann und möchte, oder vielleicht Fotos hätte, dann wären wir sehr dankbar, wenn er sein Wissen bzw. seine Fotos z.B. per E-Mail mit uns teilen würde.

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