M 575

56.08,500 N  012.28,500 E

Deutscher Minensucher, der die taktische Kennung M-75 trug. Das Schiff wurde 1918, in Bremerhaven unter der Baunummer 294, von der Werft Joh. C. Tecklenburg gebaut.  M-575 war 59 Meter lang und verdrängte 488 tw. Am 1. März 1945 fuhr M-575 von Kopenhagen mit nordwestlichen Kursen Richtung Ålborg auf der anderen Seite des Kattegatts. In dieser Nacht zog ein ausgewachsener Orkan über das Seegebiet nördlich des Öresunds. Als Kronborg umschifft worden war frischte der nordwestliche, sehr stürmische Wind nochmals spürbar auf und es entstanden einige gewaltige Wellen. Die Seeschäden die dadurch am Schiff entstanden waren beträchtlich. Räumgerät und anderes Gerät, welches an Oberdeck verstaut bzw. verzurrt war verutschte, riß sich los Unter anderem wurden Lukendeckel abgerissen. Als das Schiff etwa um 19.25 Uhr auf Höhe Hornbæk war, drang vermutlich Wasser durch die beschädigten Luken unter Deck und kurz darauf beschloss der 1. Offizier, auf der Brücke, kehrt zu machen und in den Öresund zurück zu laufen.

Was in der folgenden Zeit passierte ist uns etwas unklar, da wir die entsprechenden Unterlagen noch nicht sichten konnten, aber was wir bisher wissen ist, das unmittelbar nachdem das Wendemanöver gefahren wurde, das Schiff so stark krängte, das eingedrungenes Wasser in die Maschinenräume sowie auch zu den Kesselräumen lief. Aufgrund des geringen Tiefgangs, den Minensucher auf Grund Ihres Einsatzzwecks hatten, verstärkte sich die Schlagseite immer mehr, und immer mehr Wasser drang durch die Seeschäden unaufhörlich unter Deck. Das totgeweihte Schiff begann zu sinken und nur wenige Seeleute erkannten schnell genug, wie ernst die Situation war. Von den 69 Mann an Bord kamen nur 6 mit dem Leben davon, alle anderen starben in der schäumenden See oder fanden nicht schnell genug den Weg aus dem untergehenden Schiff. Dieses fand seine letzte Ruhe in 26 Metern Wassertiefe.

Dieses Wrack wird nun bereits seit fast 30 Jahren betaucht. Das Wrack ragt 7 Meter vom Boden auf. Es ist sehr schön, besonders wenn man etwas Glück mit der Sicht hat. Die Sichtweiten schwanken stark, da das Wrack im strömungsreichen Fahrwasser liegt. Viele schöne Details lassen sich finden. Vor einigen Jahren fand man die 35 Kg schwere Schiffsglocke. Auch wenn man oft hier taucht ist es immer wieder ein Erlebnis. Es gibt beispielsweise eine Kanone zu sehen und Möglichkeiten unter Deck zu gelangen.

Das Wrack liegt auf seiner BB-Seite und die Brücke ist bis zur Hälfte im Schlamm versunken. Der Teil, der noch frei liegt, ist gut erhalten und man kann darin eintauchen und durch die Brückenscheiben hinaus sehen. Hinten am Wrack steht noch immer das Geschütz. Es befindet sich auf Bodenniveau und lässt sich schwer erkennen. Hier befindet sich auch die Vorrichtung zum aufspüren der Minen, die „Rasselkisten“. Sie lösten beim überfahren der Mine die Explosion aus.

Das Wrackecho ist sehr deutlich und kann leicht gefunden werden! Da wir hier bei optimalem Wetter tauchten ist es schwer Rückschlüsse auf Strömung und Sicht unter durchschnittlichen Bedingungen zu treffen. Für uns war beides tadellos! Nur leichte Strömung an der Oberfläche (unten noch weniger) und akzeptable Sichtweiten machten das Tauchen an diesem echten Highlight zum Erlebnis!

Die zwei Propeller und das Ruder sind noch vorhanden und mit üppigen Weichkorallen (Toter Mannshand) und Seenelken bewachsen. Auch Röhrenwürmer, Anemonen, Kammmuscheln, Nacktschnecken, Wellhornschnecken, Seefedern und viele andere Tiere halten sich hier auf. Fische sahen wir aber nur vereinzelt. Schwimmt man nun am Oberdeck des auf der BB-Seite liegenden Kriegsschiffs entlang, so trifft man zuerst auf das Minensuchgeschirr und einige Objekte, die die Form von Bomben hatten, aber bei näherer Betrachtung sind es die Schwimmkörper des Räumgeschirrs gewesen.
Ein Geschütz ist im Boden eingesunken und leider nicht mehr zu erkennen, ein langes Kabel läuft hinter dem Heck auf dem Meeresgrund vom Wrack weg. Über ein wildes Durcheinander aus Kabeln, Trommeln, Masten und Antennen gelangt man zur Brücke, die ebenfalls halb im Sandboden versunken ist. Hier kann man eintauchen, auch wenn die Innenräume mit Schlamm ein gutes Stück weit gefüllt sind. An Kleinteilen fanden wir Stiefel, Akkumulatoren, Munition, usw.  Vor der Brücke, und auch direkt dahinter, liegen erneut Gebilde die wie zu kurze Torpedos oder schlanke Bomben aussehen.  Das Geschützrohr einer recht beeindruckenden Kanone reckt sich auch heute noch einen imaginären Feind entgegen, doch kämpfen kann es nicht mehr da es sehr schön bewachsen ist und zur Heimat von vielen kleinen Tieren geworden ist. Ganz vorn, am Bug, ist auch noch ein großes senkrechtes Rohr zu sehen, welches  man auf den alten Fotos gut erkennen kann.
Wir nehmen an, daß das dieses „Rohr“ zum sog. Ottergerät, also dem Bugschutzgerät, welches zum Minenräumen gedacht war, gehörte. Auf der obenliegenden STB-Seite sind die meisten Bullaugen zerstört, oder demontiert…..,weiter zum Heck finden sich noch einige wenige intakte Bullaugen. Schleppnetze hängen überall am Wrack fest, aber nur erstaunlich wenige Angelköder.

Der Tauchplatz stellt schon recht hohe Ansprüche an Taucher und Crew, er liegt nämlich direkt zwischen den Fahrrinnen des Öresunds im Verkehrstrennungsgebiet! D.h. im Klartext das man hier nur bei klarer Sicht und unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen tauchen sollte. Unterwasser sind eigentlich permanent starke Schraubengeräusche der dicht passierenden Schiff zu hören und bei einem Ausweichmanöver kam uns einmal ein Containerschiff so nahe, das es den Tauchern im Wasser schon recht ungemütlich wurde. Auch die Crew im Tauchschiff/-boot darf nicht pennen, selbst wenn in diesem Gebiet natürlich davon auszugehen ist das die Schiffsführer peinlich genau die Routen einhalten. Andererseits beweist das Wrack der Martina (etwa 8 Meilen nordwestlich) das auch in den Zeiten modernster Technik fatale Fehler passieren können!

 

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Falls jemand etwas mehr über dieses Wrack weiß und nähere Angaben über dieses Wrack machen kann und möchte, oder vielleicht Fotos hätte, dann wären wir sehr dankbar, wenn er sein Wissen bzw. seine Fotos z.B. per E-Mail mit uns teilen würde.

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