Chr. Duus

54° 38,000′ N   010° 13` 100′ E

BSH Wrack Nr. 1304

Ein „Schleitaucherbericht“

Im Jahr 2007 haben die Schleitaucher einige Tauchgänge dort durchgeführt und sind dabei auf zahlreiches Inventar und eine Ladung Steine gestoßen, die einige Rückschlüsse auf die Herkunft, das Alter und den Zweck des Seglers ziehen lassen. Der Bug und das Heck sind spitz zulaufend. Nun sind natürlich Fragen aufgetaucht die uns brennend Interessieren. Wer weiß etwas über diese Bauweise? Was ist das für ein Typ?

Gefunden wurden zum Beispiel Positionslaternen mit Fresnellinse, diese sind nach Rückfrage beim BSH erst um 1870 vorgeschrieben worden. Dieses Schiff hat aber noch Reste von Petroleum-Laternen an Bord mit glatter Linse, wird also dann mit großer Wahrscheinlichkeit keines späteren Baujahres als 1870 sein. Die Lampen tragen den Herstellerstempel „J.N.Höpfner, Kiel“.

duusaarhus

Stempel

Weiterhin wurde eine Tasse von Villeroy und Boch gefunden. Diese Tasse trug einen „Merkurstern“ auf dem Tassenboden und wurde von der Firma Villeroy und Boch, nach Einsendung eines Fotos, auf den Zeitraum zwischen 1920 und 1930 datiert. Der Merkurstern gibt durch die Anzahl der Zacken die Epoche wieder. Leider sind der Firma keine weiteren detaillierten Informationen bekannt, da durch die Kriegswirren fast alle Akten vernichtet wurden.

Wir haben einen Messingstempel mit Wendemechanik geborgen, der mit „Chr. Duus Aarhus.“ geprägt ist. Entweder gibt er die Firma/Reederei an (es gibt tatsächlich eine passende in Aarhus) oder den Schiffsnamen.

Die Firma unter dieser Adresse hat uns auf eine Anfrage zu einem Verlust eines Schiffes aus der Zeit der Jahrhundertwende leider nicht geantwortet. Wir gehen mal vom Schiffsnamen aus. Vergleiche mit zahlreichen Stempeln von traditionellen Segel- und Motorschiffen haben große Ähnlichkeit aufgewiesen. Alle tragen sie jedenfalls den Schiffsnamen und deren Heimathafen.

Reste einer entdeckten, kardanisch aufgehängten Petroleumlaterne aus Messing tragen als Hersteller „Jens Grouleff, Aarhuus“ eingeprägt. Hierbei ist auffällig, dass „Aarhuus“ mit zwei „U“ geschrieben wird, auf dem Stempel dagegen nur mit einem „U“.

duusFlaschen

gefundene Flaschen

Die eine Petroleumlampe hat einen sogenannten Kosmosbrenner, der ab 1865 patentiert wurde. Ist zwar auch schon ganz schön alt, würde aber gegen die Theorie eines Kriegseinsatzes während des Schleswig-Holsteinischen Krieges sprechen, der unseres Wissens nach von 1848-1851 stattgefunden hat. Aber es ist dann auch merkwürdig, dass Aarhus auf genau dieser Lampe noch mit 2 „U“ geschrieben wird, wenn sonst nur maximal bis Anfang des 19. Jahrhunderts Aufzeichnungen darüber zu finden sind.

Die Ladung des Schiffes bestand aus großen Steinen, schon eher Findlinge, die im mittleren bis vorderen Bereich des Schiffes liegen. Die Steine sind rohe, unbehauene Findlinge. Sie lassen die Vermutung zu, das das Schiff entweder als Steinfischer (waren allerdings keine Zangen oder gar Tauchausrüstung zu finden) oder als einfaches Frachtschiff z. B. für den für den Molenbau gefahren ist. Die Menge und Größe der Steine lassen zudem die eventuelle Untergangsursache vermuten.

Sehr große Rollenblöcke, mit eingeprägter Dänischer Krone, lassen auf eine entsprechend starke Verladekapazität schließen. Besonders interessant fanden wir, dass wir auf auffällig viele Alkoholflaschen (hauptsächlich Bier und Wein) gestoßen sind, zudem entdeckten wir noch zahlreiche Überreste von Gewehren (verzierte Schäfte von Steinschlossgewehren).

Es sind nur noch die Schäfte vorhanden, und die sind relativ klein und haben ausgeprägte, fast verzierte Wangenauflagen wie wir sie nur bei sehr antiken Waffen bisher gesehen haben. Es liegt ein ganzer Haufen davon an Bord.

Da dieses Wrack noch rel. unberührt ist, hatten wir gehofft, durch Auffinden der Schiffsglocke absolute Klarheit über den Schiffsnamen zu bekommen. Diese blieb aber trotz intensiver Suche unauffindbar. Sie hing vermutlich am Mast, der ebenfalls unauffindbar ist. Wir vermuten, daß er  entweder bei schwerem Wetter an anderer Stelle, kurz vor dem Untergang verloren gegangen ist, oder er im Laufe der Zeit, z. B. durch die Schleppnetzfischerrei, abgebrochen und verschleppt wurde. Auch auf dem Sidescan-Sonarbild fanden wir in der näheren Umgebung keinen Hinweis auf den Mast.

verschlussChristianVIII

Scharniere / Beschläge

Zusammenfassend meinen wir sagen zu können, dass es sich um einen vor 1870 gebauten dänischen Lastensegler, der  nicht motorisiert und nicht elektrifiziert war, handelt.  Sein Heimathafen war vermutlich Århus und er trug wahrscheinlich den Namen Chr. Duus. Er könnte  ca. 1920  mit schwerer Steinladung gesunken sein.

Einen Untergang vor 1920 kann man eigentlich ausschließen, da laut Aussage von Villeroy und Boch die Tasse nicht vor 1920 und in Dresden hergestellt wurde. Das ist allerdings auch das Einzige, was auf ein jüngeres Wrack hindeutet und uns auch eigentlich überrascht hat.

Folgende Fragen konnten wir noch nicht beantworten:

1. Bis wann wurde Aarhus noch mit 2 „U“ geschrieben?
2. Wer kann etwas zur einst Positionslaternen herstellenden Firma „J.N.Höpfner, Kiel“ sagen?
3. Wer kann etwas zur einst Petroleumlampen herstellenden Firma „Jens Grouleff, Aarhuus“ sagen?

Das Wrack ist nicht mehr ganz so gut erhalten, aber dafür leicht zu betauchen. Es liegt mit einer Maximaltiefe von 22 Metern auf festem Grund. Sollte jemand von euch die Glocke finden und damit den Namen oder Sonstiges sonst wie über das Wrack bestätigen können, so wäre es nett, wenn er seine Informationen mit uns teilen würde.

Das Wrack ist seit 1981 in jeder Seekarte verzeichnet und hat seltsamerweise bisher niemanden interessiert.

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Falls jemand etwas mehr über dieses Wrack weiß und nähere Angaben über dieses Wrack machen kann und möchte, oder vielleicht Fotos hätte, dann wären wir sehr dankbar, wenn er sein Wissen bzw. seine Fotos z.B. per E-Mail mit uns teilen würde.

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